Sommer 2020.
Ich wache auf. Eine Ladung von Träumen auf meinem Rücken. Eine endlose Schwere in meinem Herzen. Mein Körper tut weh. Ich erinnere mich an meine Träume, an die wiederkehrenden Gedanken im Halb-Wach-Halb-Schlaf-Zustand. Ich bin wach und fühle mich müde. Was ist das doch für ein langer Weg. Ein Weg, raus aus eng verwobenen Strukturen. Ich bin schon so weit gegangen und muss dennoch in diesen Momenten mit aller Kraft versuchen, meinen Kopf über Wasser zu halten. Schlamm unter meinen Füßen, der mich nach unten zu ziehen droht. Luftkissen unter meinen Armen, die so gar keinen Halt geben. Immer wieder tapsend die nächsten Schritte suchen. Die Leere fühlen. Die Leer aushalten. Das Nicht-Wissen aushalten. Wer bin ich, wenn nichts mehr ist, wie es war?
Und dann: das stille Glück.
In einem Moment, wo ich nicht damit gerechnet habe, klopft es leise von innen an. Ich halte inne: „Hallo! Das ist ja eine Überraschung. Mit DIR habe ich ja jetzt überhaupt nicht gerechnet. Aber klar, komm rein. Breite Dich aus. Fühl Dich wie zu Hause.“ Mit einem zarten Lächeln stehe ich an einer riesigen Straßenkreuzung. Laut lärmend, fahren die Autos an mir vorbei. In mir ganz leise – Glück. Ich stehe da. Nichts ist rosig, wunderbar oder einfach nur gut. Doch in mir, zart und leise, ein Mini-Feuerwerk. Kaum zu erahnen. Einfach da.
Diese kleinen Momente im Alltag, in denen Dir plötzlich ein Lächeln übers Gesicht huscht. Es ist nicht von Bedeutung, dass gerade vielleicht vieles in Deinem Leben nicht stimmt. Dass da womöglich ein kleiner oder großer Mangel, eine Umwälzung oder zu viel Nicht-Verstehen ist. Dieser Moment entfaltet sich ganz überraschend.
Du hast nichts gewollt, nichts angestrebt, nicht besonders versucht, irgendwie irgendwas zu lenken. Ein warmes Gefühl erfüllt Dich.
In einer Menschenmenge, beim Überqueren einer Straße, am Ende Deiner Mittagspause, beim Aussteigen aus der U-Bahn.
Etwas wird leicht und wunderbar in Dir. Und nichts, rein gar nichts muss mit diesem unvermuteten Zustand passieren.
Stilles Glück.
Du mit Dir.
Foto: Vivian Mary Pudelko