Häufig habe ich bereits in irgendwelchen Büchern oder Medien die Frage gelesen, was ich mit auf eine einsame Insel nehmen würde, müsste ich mich auf drei Dinge beschränken.

Nur drei Dinge? Na, was wäre das bei dir? Ich weiß, die Frage ist schon ziemlich abgewetzt, aber es ist trotzdem schön, sich einen Moment Zeit zu nehmen und zu überlegen, was für dich wirklich die drei wesentlichen Dinge in deinem Leben sind. Was bedeutet dir persönlich am meisten? Was schenkt dir die Energie und Kraft, all den Herausforderungen des Alltags zu begegnen? Was wirkt auf deine Persönlichkeit wie ein Zaubermittel – kann also Launen, Stimmungen, Blickwinkel verändern? Und worauf kannst du gerade in diesen Jahren des großen Umbruchs, immer wieder vertrauen?

Wenn du magst, schreibe dir deine Antworten auf und halte sie für diesen Moment fest.

Vor über drei Jahren habe ich mich vom Vater meiner drei Kinder getrennt. Wie wir als Eltern unsere Leben weiterführen würden, stand in den Sternen. Nicht in den Sternen stand, dass unsere gemeinsame Elternschaft weiterhin auf eine fürsorgliche, liebevolle und warme Art passieren sollte. Auch wenn diese Vision sehr klar war, steckte und steckt sehr viel Engagement von beiden Seiten dahinter. Ein Hoch auf alle Eltern, die sich getrennt lebend, weiterhin gemeinsam, mit großem Respekt füreinander, um ihre Kinder kümmern. Denn ich verstehe alle, für die das keineswegs möglich ist! Es ist eine Menge Arbeit, braucht viel Auseinandersetzung und kostet Kraft. Doch diese Kraft kehrt schließlich wieder zu einem zurück. In einer gänzlich neuen Form und als etwas sehr Heilsames und Beglückendes.

Die ersten beiden Jahre der Trennung waren zwei der härtesten in meinem Leben. Und so können wir uns die Inselfrage stellen oder wir können uns auch fragen, welche drei Dinge uns in schwierigen Zeiten durchs Leben tragen oder getragen haben. Denn aus letzterer Frage sind meine persönlichen Antworten gewachsen.

Meine erste Antwort lautet: die Freunde!

Ohne meine Freunde wäre mein Leben ein anderes und vieles hätte ich, ohne sie an meiner Seite, nicht so gut überstanden oder bewältigen können. Meine längste Freundin zum Beispiel kenne ich, seitdem ich drei bin. Wir haben gemeinsam in der musikalischen Früherziehung auf die Glockenspiele geschlagen, in der Volksschule in einer kleinen Kammer zusammen Blockflöte gespielt (weil wir so gut waren!) und den größten Liebesschmerz der anderen oftmals gemeinsam beweint. Wenn ich an mein Leben denke, gibt es meine längste Freundin darin, so wie die Butter auf meinem Brot. Zwei Jahre lang habe ich mal nur Margarine gegessen und mochte keine Butter. Meine Freundin und ich hatten eine gleich lange Pause in unserer Freundschaft, nachdem wir auf getrennte weiterführende Schulen gingen und sich unsere Lebenswelten voneinander entfernten. Durch ihren geschickten Einsatz trafen wir als Jugendliche allerdings wieder aufeinander und waren sofort wieder aufs Engste miteinander verbunden. Bis heute! Sie kennt meine Eltern und Geschwister, sie kennt alle meine Verliebtheiten, Liebschaften und Beziehungspartner. Sie kennt meine Fragen, Zweifel und Ängste, sowie meine Ideen, Wünsche und Sehnsüchte. Sie kennt die Städte, in denen ich gelebt habe und schaut all meinen Kindern beim Wachsen zu – und ich ihren. Und das sogar fast zwanzig Jahre lang über eine Entfernung von 1000 km hinweg. Zum Glück hat sich diese Distanz vor zwei Jahren um über die Hälfte verringert. Das ist meine längste Freundin.

Ich wurde mit mehreren wunderbaren Freunden an meiner Seite beschenkt. Mit jeder Freundin verbindet mich etwas ganz Spezielles. Mit einer lache ich besonders gerne – sehr häufig und gerne auch grundlos. Oft verstehen wir uns auch ohne viele Worte und ich mag ihr feuriges Balkanblut, das mich immer wieder aufrüttelt. Mit einer anderen Freundin verbringe ich am allerliebsten viel Zeit am Stück – sehr gerne auch gemeinsam mit ihrem Mann, und mal mit und mal ohne meine Kinder. Die beiden gehören inzwischen zu meiner großen Familie. Und meine zweitlängste Freundin ist ein großes Stück Zuhause für mich, höre ich ihre liebevolle Stimme am Telefon, weiß ich, dass eigentlich doch alles in Ordnung ist, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Außerdem kann ich sie nahezu immer anrufen und auch wenn ich sie nicht erreiche, weiß ich, dass sie da ist. Es gibt noch weitere wunderbare Freundinnen in meinem Leben. Jede Freundschaft ist einzigartig und keine möchte ich missen. Geborgen und aufgehoben in dieser Welt, fühle ich mich durch alle diese Freunde zusammen.

Und ja, ich würde sie ALLE mit auf die Insel nehmen und das ist damit meine erste Antwort auf die Inselfrage.

 

P.S. By the way, zu meinen Freunden zähle ich übrigens auch meine drei Kinder.

 

Foto: Jcob Nasyr on Unsplash