Ja, es ist alles immer relativ. Da herrscht kein Krieg auf der Straße. Und die Luft ist nicht radioaktiv verstrahlt. Ich habe ein Bett zum Schlafen und gutes Essen zum Essen. Und bin verbunden mit Menschen, die ich sehr gerne habe, und die mich auch sehr gerne haben. Die finanziellen Einbußen werde ich wohl irgendwie verkraften.

Und doch strengt mich alles immer wieder wahnsinnig an. Nach einigen Wochen, der, sagen wir mal, AUSzeit, bin ich müde. Vor allen Dingen müde und erschöpft von all meinen Gedanken und Gefühlen. Von dem Auf und Ab, das ich als natürlich und angemessen empfinde, das aber trotzem wahnsinnig erschöpfend ist.

Dann gibt es die schönen Momente. Die Ruhe, die Einfachheit, die Schlichtheit. Mein Lieblingsverkäufer beim Bäcker, sozusagen meine Highlightsbesuche der Woche. Baguette kaufen, ein Stück Quiche, einen Kuchen und auch mal einen Kaffee. Das artet fast zum Großeinkauf aus.

Das ewiglange Graben in Playmobilkisten und das Sortieren von Menschen, Bäumen, Tieren, Ritterburg, Polizei, Feuerwehr. Das Herausfischen von altem, verklebten Zuckerlpapier, kaputten Spielzeugen. So wohltuend. Und ab einem gewissen Punkt nur noch nervtötend und sinnlos. Beim Schreiben dieses Artikels hat sich bestimmt schon ein Baum in die Menschenkiste verirrt. Oder womöglich ein Polizeiteil in die Ritterkiste geschummelt. Allein die Vorstellung lässt Übelkeit aufsteigen….

Die täglichen Ausfahrten mit den Kindern in den Wald, an den Teich, in die Allee, in das Naturareal. Die ersten zwei Wochen hat IMMER eine/r von Dreien gebockt. Jetzt ist klar, einmal am Tag, mindestens, sind wir in der Natur. Das tut so gut. Die Luft, die Sonne, der Platz um uns herum.

Das ganze Kochen und ich koche eigentlich nicht sehr gerne. Aber ich esse gerne Selbstgekochtes. Und so gibt es viele leckere, einfache Gerichte. Ab und zu ein Kuchen oder Muffins am Nachmittag. Backen mag ich. Immer schon. Das ist so formvollendet. Oder so.

Ich gehe von Tag zu Tag. Hangel mich von Nachricht zu Nachricht. Erfreue mich an den vielen schönen Kontakte zu Freunden. Auf Distanz.

Und dann plötzlich geht mir alles wieder wahnsinnig auf die Nerven. Alles. Ja, auch das Leben mit seiner Ungewissheit, all die schlauen Sprüche, Zitate in meinem Kopf und auf dem Papier.

Was wird bleiben von dieser Corona-Zeit?

Woran werde ich mich erinnern?

Woran werden die Kinder sich erinnern?

Das frage ich mich, suche das nächste Puzzleteil und konzentriere mich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

 

Foto: Markus Spiske on Unsplash