…..schon wieder schlecht geschlafen. Soviele Gedanken, soviele Informationen, soviele Gefühle prasseln auf mich ein. Ich stehe auf, bevor zuviele Menschen im Park sind und fahre ins Grüne. Mit meinem Auto. Morgens um 7 Uhr gibt es nur ein paar Jogger. Und zwei Rehe! Was für eine Freude diese sanften Wesen zu sehen. Die Straßen sind verhältnismäßig leer, die Straßenbahn fährt seltener, eine ältere Dame zieht im Schneckentempo ihren Rollwagen hinter sich her. In den letzten Wochen hat sich von Tag zu Tag die Lage in Österreich, ja, in der ganzen Welt, geändert. Von Tag zu Tag hat sich auch meine Haltung, mein Denken, Fühlen und Verhalten geändert, angepasst, zurück geschraubt. Nun ist alles anders.
All die Pläne sind überholt. Es wird alles immer weniger, bis fast nichts mehr bleibt. Die Aufträge, die Termine, das Vitamin B-Präparat und meine guten Gedanken. Ich kenne, inzwischen seit vielen Jahren, wunderbare Tools und Zugänge, um in meinen Körper zu kommen und die Gedanken ruhiger werden zu lassen. Das gelingt in den letzten zwei Wochen eher selten. Bis überhaupt nicht. Zumindest gibt es in mir eine Ahnung von Ruhe und tiefer Entspannung. Naja, es ist so! Was hilft die zusätzliche Aufruhr und der eigene Widerstand, ist es doch eh schon anstrengend genug. Also versuche ich diese tägliche Grundspannung in mir zu akzeptieren. Klappt auch nicht so gut.
Alles um mich herum ist ins Wanken geraten. Alles, was sowieso schon auf zarten, neuen Beinen stand. Der einzige Trost: ich bin jetzt nicht allein! Und das ist derzeit ein ganz große Linderung. Die Verbindung zu sovielen unterschiedlichen Menschen. Die Worte, Mails, Telefonate. Die Blicke auf der Straße. Das Wissen und Fühlen, nicht allein mit dieser Herausforderung dazustehen.
Nun ist alles anders. Alles? Es lohnt sich zu schauen, was nicht anders ist. Oder vielleicht auch schön anders.
Freunde sind schon immer für mich mit das größte Gut in meinem Leben gewesen. In dieser Zeit fühlen sich meine Freunde und Freundinnen so nah an wie schon lange nicht mehr. Und sie waren vor diesem ganzen Krams bereits ganz nah. Auch meine besten Freunde, trotz der räumlichen Distanz. Hamburg ist nun praktisch um die Ecke von Wien. München wird zur angrenzenden Nachbarwohnung.
Der Geburtstag des Kleinsten bleibt ein Geburtstag. zwar ohne die Kindergartenfreunde. Ohne auf der Wiese herum zu tollen. Aber mit einem Dinokuchen und mit Familie den ganzen Tag drumherum.
Und wie so oft im Leben, gilt es auf unsere ganz eigene Art und Weise weiterzugehen, durch den Dschungel an Unwissenheit, Ängsten, Beschränkungen. Von Tag zu Tag zu gehen. Jetzt und jetzt und jetzt. Und gleichzeitig aber auch ein paar schöne Bilder auf die Leinwand der Zukunft zu malen. In bunten, kräftigen, strahlenden Farben. Gerade dann, wenn das Hirn sich wieder zermartern will. Auch wenn der Pinsel sich irgendwie wie in der Hand festgefroren anfühlt. Oder alle Farbtuben vertrocknet scheinen oder leer sind.
Zugleich werde ich unglaublich müde von all den positiven Sprüchen und Aufmunterungen. Doch manchmal registriere ich ein selten gewordenes Herzhüpfen in mir und wundere mich, was der Auslöser dafür war. Oftmals ein angenehmes, leichtes Gefühl in mir. Ein positiver Blick auf die Zeit „danach“. Auf die Nebeneffekte. Ein tröstendes, verständnisvolles Wort von einer Freundin.
Difficult roads SIND difficult. Keine Frage. Auch wenn sich womöglich ein wunderbarer, neuer Ausblick nach diesen langen Straßenwindungen zu zeigen vermag. Garantien dafür gibt es nicht, aber daran zu glauben, tut auf jeden Fall gut. Es tut gut zu wissen, dass diese Zeit, dieses momentane Erleben sich auf mein und unser weiteres Leben auswirken wird. Dass, wenn ich einfach weitergehe, von Tag zu Tag, sich irgendwann am Ende, eine wunderbare, schöne Aussicht ergeben wird. Dass ich mir dann selbst wieder ein großes Stück näher gekommen bin.
Und es gilt sich selbst gegenüber anzuerkennen, dass diese Situation in diesen Wochen und vermutlich Monaten, herausfordernd und anstrengend ist. Aber im Grunde genommen ist sie machbar und vor allen Dingen überlebbar.
Foto: Andriyko-Podilnyk auf Unsplash
Liebe Vivian,
vielen Dank für Deine Worte! Ja, auch mir ergeht es ähnlich, eine ständige Anspannung, mit der ich jetzt umgehen muss, einprasselnde Infos auf vielen Kanälen – und alles, was ich mir erarbeitet habe, um gelassener zu bleiben ist auf einmal viel viel schwieriger umzusetzen …..
Ich genieße auch die stillen Morgenstunden, bevor die Familie und die Stadt erwacht, das tut sehr gut. Ein gutes Frühstück, ein Song, eine Runde Nordic Walking, eine Kerze anzünden, ein paar Yoga-Übungen – und möglichst keine Nachrichten hören oder schauen in dieser Morgenzeit.
Danke, dass Du uns in dieser Zeit weiter mit Deinen Tipps und Anregungen versorgst!
Alles Liebe und herzliche Grüße von Martina
Danke, liebe Martina. Schön von Dir und von Deinen Morgenzeiten zu lesen. Das klingt sehr schön! Diese Zeiten sind von unschätzbarem Wert für den kommenden Tag. Wenn diese wegfallen bzw. nicht ganz unangetastet bleiben, können wir nach dem nächsten Mini-Moment schauen, der sich im Laufe des Tages auftut. Darin übe ich mich an manchen Tagen. Alles Liebe zu Dir von Vivian