Ich habe einen freien Tag. Ich bin wieder alleine. Ich tue dies, ich tue das. Und genauso gut könnte ich jenes tun. Vermutlich ist das komplett egal.

Irgendwann mache ich mich von meiner Wohnung auf, in einen anderen Stadtteil. Ich habe Lust in einer Buchhandlung zu stöbern. Oder mich in das nette Café von neulich zu setzen und diese gute Zimtschnecke zu essen. Dort könnte ich dann auch schreiben. Vielleicht schaue ich aber auch nach neuen Stiefeln. Egal, einfach los und raus.

Doch – nehme ich das Fahrrad? Oder die Straßenbahn? Ich weiß es nicht.

Ich steige auf mein Rad. Nach fünf Minuten fröstelt es mich. Es ist ungemütlich auf dem Rad, ich habe keine Lust mehr. Meine Jacke ist zu dünn. Hätte ich doch den langen, schwarzen Mantel nehmen sollen? Ich steige ab und schließe mein Gefährt bei der nächsten Möglichkeit, nahe einer Straßenbahnhaltestelle, an. Dann nehme ich die Straßenbahn.

Ich stehe in der vollen Straßenbahn und fühle mich ein bisschen verloren. „Jetzt könnte ich auch das vergessene Musikinstrument aus diesem Büro abholen“, denke ich und steige in der Nähe von Zimtschnecke und Büro aus. Ich bleibe stehen und krame nach meinem Handy. Ich möchte mich in dem Büro ankündigen. Ich suche nach der Nummer im Handy. Da rummst plötzlich mit stürmischer Wucht etwas Warmes, Weiches in mich hinein. Es schlingt zwei Arme um meinen Körper und ruft freudig: „Mama!“

„Haaallo!“, jubiliere ich. Die Freude ist riesig. Wir umarmen uns mehrere Male. Die Straßenbahn steht immer noch an der Haltestelle.

„Was machst DU denn hier?“, wundern wir uns und tauschen uns über unsere Pläne aus. Ein Stück des Weges gehen wir gemeinsam. Dann verabschieden wir uns wieder.

Ich gehe in die Buchhandlung. Ich schaue nach neuen Stiefeln. Ich kaufe ein bisschen im Supermarkt ein. Dann werde ich müde und fahre nach Hause, nehme für das letzte Stück wieder mein Rad.

Noch den ganzen Abend fühle ich die warme, geborgene Umarmung.