Die Entscheidung habe ich vor einigen Monaten unter der Dusche getroffen. Beim Haare waschen. Ich wusste plötzlich: Es ist soweit. Ich bin bereit für diese Veränderung. Und: Ich möchte mir ganz viel Zeit dafür nehmen und mir Unterstützung dafür suchen.
Das Leben ist Veränderung. Eines der wenigen Dinge, die wir wirklich über unser Leben wissen. Die Dinge sind einem steten Wandel unterlegen. Manchmal spüren wir: Veränderung steht an. Irgendetwas passt nicht mehr. In uns oder um uns herum. Es gibt keine klaren Antworten, keine klare Entscheidung oder Richtung. Nur: anders weiter. Etwas muss sich verändern, etwas passt nicht mehr. Da hilft nur, sich aufzumachen und loszuziehen. In irgendeine Richtung. Oder eine klare Entscheidung zu treffen und diese Schritt für Schritt umzusetzen. Leichter gesagt als getan.
Ich habe einer Freundin von meiner Idee erzählt und dann mehreren Bekannten. Am einfachsten war es Menschen von meinem Plan zu erzählen, die mich gar nicht so gut oder noch nicht so lange kannten. War die Resonanz positiv, habe ich gefragt: Magst Du mich unterstützen, wenn ich das mache? Alle haben sofort „Ja!“ gesagt. Das war schön, das fühlte sich ganz warm an.
Wenn wir etwas in unserem Leben verändern wollen, dann brauchen wir Vertrauen. Vertrauen in uns, Vertrauen darauf, dass wir unserer ersten Intuition folgen dürfen und dass die Wege sich im Tun unter unseren Füßen ergeben werden. Wenn es um große Entscheidungen geht, wie beispielsweise einen Jobwechsel, das Verlassen oder Verändern einer Beziehung, einen Ortswechsel, braucht es Vertrauen darin, dass das Leben sich in unserem Sinne entwickeln wird. Oder zumindest Vertrauen darin, dass die Dinge in unserem Sinne passieren, auch wenn wir vielleicht oft nicht einverstanden damit sind. Vertrauen darin, dass letztendlich gut für uns gesorgt ist. Dass das Leben es am Ende immer gut mit uns meint.
Auf dem Weg zur Veränderung tauchen dann viele Fragen und Zweifel in uns auf. Wenn ich meinen vertrauten Arbeitsplatz verlasse, wenn ich mich von meinem Freund/meiner Freundin, meinem Partner/meiner Partnerin trenne, wird es mir dann gut gehen? Werde ich Unterstützung finden? Werde ich auch akzeptiert, wenn ich meinen Wünschen folge und diese den Vorstellungen einiger anderer Menschen nicht entsprechen?
So fühlt es sich an, wenn wir Vertrauen brauchen. Wenn wir die Antworten auf unsere Fragen, nicht im Außen finden. Wenn wir nicht die rationalen Antworten auf das erhalten, was uns innerlich bewegt, was uns fehlt, was wir uns wünschen.
Viele Monate später sitze ich frühmorgens in meinem Sessel und trinke meinen vertrauen Chai. Gleich werde ich zum Arbeiten ins Pflegewohnhaus fahren. Doch so vertraut mir der Chai ist, so unvertraut fühle ich mich nun seit ein paar Tagen mit mir. Ich war beim Friseur und eine erste Veränderung ist sichtbar geworden. Ich arbeite als Musiktherapeutin in einem riesigen Haus mit sehr vielen Mitarbeiter*innen und sehr vielen Patient*innen. Oh jee, alle werden es sehen oder sagen wir, viele, und mich darauf ansprechen.
Ich überlege: Mag man mich dann noch? Werden mich die Anderen dann immer noch freundlich grüßen und mit mir plaudern?
Werde ich dann weiterhin warm aufgenommen?
Da taucht sie auf. Am Montagmorgen. Ganz leise. Diese Frage. Diese so tiefliegende Angst:
Will I still be loved?
Vertrauen können wir nicht machen. Wir können es nicht mechanisch aufbauen oder zusammenstecken. Doch wir können Bedingungen dafür schaffen, in uns selbst Vertrauen zu finden. Und wenn wir diesen Ort in uns entdecken, an dem wir uns zuhause fühlen, wo wir still werden können, dann ist soviel möglich. Dann ist vor allen Dingen soviel mehr möglich, als wir gedacht haben. Denn hier spüren wir: Ich kann für mich da sein. Ich kann mich umsorgen. Auch in all der Veränderung, die in meinem Leben stattfindet. Denn Angst ist diffus. Nicht diffus ist das Vertrauen.
Und so sitze ich in meinem Sessel und weiß: Hej, ICH bin doch da.
Ich werde mich freundlich grüßen und ich werde mich weiterhin warm aufnehmen.
Mit dunklem Haar, mit Strähnen, mit hellem Haar.
Und dann auch mit möglicherweise grauem Haar.
Schön geschrieben ! Stelle entdeckt 🙂 und richtig Hier ist es sicher und du kannst nur dir selbst vertrauen. Mit möglichweise grauem Harr auch schön . Warum nicht ? Grau schöne ,die Farbe 😉 LG aus Hernals