Es ist spät am Abend. Ich stehe am Gate vom Hamburger Flughafen. Ich warte darauf, dass das Boarding endlich beginnt, das Flugzeug losfliegt und mich nach Wien bringt. Nach Hause. Ich habe mich von meiner Freundin verabschiedet. Sie ist bereits abgeflogen. Der Abend wird immer später und ich stehe immer noch am Gate vom Hamburger Flughafen. Seit zwei Stunden bin ich nun hier, bereit für den Rückflug.
Nichts passiert. Die Zeit schreitet voran. Und ich werde immer müder. Ich versuche mir für den Flughafen in Wien, ein Taxi zur Wohnung zu organisieren. Alle Versuche schlagen fehl. Am Samstagabend bekommt man wohl so kurzfristig, kurz vor Mitternacht, kein Taxi mehr,
Um mich herum stöhnen und schnaufen die Mitreisenden. Ich schaue an mir runter. “Less drama, more Yoga” ist mit grüner Schrift auf meinen schwarzen Kapuzenpullover gedruckt. Ja, das ist manchmal ein regelrechter Auftrag, wenn man mit vermeintlich weisen Botschaften auf der Kleidung durch die Gegend rennt. Für Drama bin ich jetzt zum Glück viel zu müde. Außerdem schwirren dafür viel zu viele positive Gefühle aus den zwei Tagen mit meinen liebsten Freunden in mir herum. Für Yoga bin ich auch zu müde.
So stehe ich also immer noch am Flughafen. Und ich bin einfach da. Ich will von hier nach dort. Ich bin gerade weder hier, noch dort, sondern irgendwo dazwischen. Ein Abbild des Lebens, denke ich. Ein Abbild von Zwischenstationen. Die Tage mit Freunden sind vorbei, das Ankommen in meinem Zuhause noch nicht möglich. Ich hänge irgendwo dazwischen. Die angekündigte Verspätung dehnt sich ganz von selbst immer weiter aus. Ich atme ein, ich atme aus.
Ich würde jetzt aber trotzdem gerne abfliegen. Dann fällt mir ein: hej, ich habe KEINE drei Kinder an meiner Seite, die komplett übermüdet sind. Ich bin NICHT hungrig und ich bin NICHT durstig. Ich habe sogar noch einen Schokoriegel in meiner Tasche! Ich friere NICHT und heiß ist mir auch NICHT. Auf Toilette muss ich NICHT. Und wenn das alles noch länger dauert, dann ist sie gleich um die Ecke. Mein Herz schlägt gleichmäßig und mein Körper fühlt sich einigermaßen entspannt an. In meinem Kopf toben nicht besonders viele Gedanken herum. Und in Wien wartet auch niemand auf meine Ankunft am Flughafen. Es gibt überhaupt keinen zeitlichen oder sonstigen Druck. Mein Flug ist verspätet und mit hoher Wahrscheinlichkeit werde ich knapp vor Mitternacht in Wien landen. Vermutlich werde ich auch noch einen Taxifahrer aufgabeln oder notfalls mit Bus und Nachtbus nach Hause finden.
So sitze ich einfach da.
Und warte.