Manchmal stürmt es in unserem Alltag. Die Abende sind dann lang, die Morgen beginnen früh. Und manchmal ist auch in den Nächten einiges los. Zwei Selbständige, die gerne reisen, leben mit einem kleinen Kind und zwei mittelgroßen Kindern unter einem Dach. Es ist von Natur aus viel los. Und mitten in diesem Tumult bekomme ich bei einem ruhigen Mittagessen zu zweit gesagt: „Du bist mein Fels in der Brandung.“ Waaas? Iiich? Im Moment? Mir wächst doch gefühlt gerade alles über den Kopf. Ich versuche mich derzeit selbst irgendwie aufrecht zu halten und so gut und so oft ich kann für die Kinder da zu sein. Und für mich.

 

Ich war irritiert. Und dann klang dieser Satz den ganzen Tag in mir nach. Begleitete mich beim Kinder abholen, beim Waffeln backen für eine kleine Kinderschar und auch am Abend, als endlich alle im Bett waren und ich mich kurz auf meine Yogamatte setzte. Ich? Der Fels in der Brandung? Das ist ein schönes Bild. Und plötzlich fühlte ich diesen Felsen in mir. Trotz all meiner Fragen, Irritationen, unruhigen Gedanken und Schwächen. Ja, stimmt. Ich bin ein Fels in der Brandung. In genau dieser Phase und ohne eine Bürde darf ich das annehmen. Ich kann mich einfach freuen. Und: ich kann mich selbst an dieser inneren Qualität von Stabilität, Zuversicht und Halt nähren.

 

Wie es zu der Aussage kam? Das Schöne war: ich habe nichts gemacht. Also, ich habe nichts extra gemacht. Ich war einfach da. Ich habe meine Aufgaben erledigt und war da. Und es war still. Ja, irgendwo auch in mir. Ich habe hier in meinem Blog bereits über den inneren Ort gesprochen. Eine Instanz in uns, die immer da ist. Egal wie aufgewühlt, wie durcheinander wir uns fühlen. Da unten ganz tief drunter oder auch mittendrin in diesem Knäuel von Unsicherheiten und Nichtwissen gibt es eine Ebene, wo alles gut ist, wo alles in seiner Ordnung ist, wo es still ist. Das können wir fühlen. In besonderen Momenten. In einem Lachen gemeinsam mit einem anderen Menschen. Am Meer, bei einem Spaziergang durch den Wald. Wenn wir den Mond anschauen, eine berührende Musik hören. Dann öffnet sich diese andere Dimension.

 

Manchmal gibt es Felsen in der Brandung, die aus früheren Zeiten unseres Lebens stammen. Bis heute habe ich das Gefühl, dass wenn ich irgendwo im tiefsten Afrika stände oder in Neuseeland in einem Wald herumstromerte und meinen Vater anriefe und um Hilfe bäte, er sofort alles in Bewegung setzen würde, mich dort abzuholen. In meiner Phantasie steigt mein Vater dann in einen alten VW-Käfer und braust über den ganzen Kontinent. So schnell er kann. Um mich, seine Tochter, zu retten. Ich bleibe bis dahin sitzen und warte. Wie sehr sich wohl meine Phantasien mit der Realität decken? Das ist eine andere Sache. Ja, ich vermute mein Vater lacht, wenn er das liest. Doch ich fühle es: auch wenn mein Vater selbst die Reise nicht mehr antreten könnte – er würde mir ein Taxi schicken! Ein Taxi, das tagelang fährt. Koste es, was es wolle. Das ist dieses Gefühl von einem Fels in der Brandung. Es ist letztendlich ein tiefes Gefühl in uns. Ich bin aufgehoben in dieser Welt. Mir kann nichts passieren. Worte sind da nur eine Annäherung.

 

Wie immer freue ich mich wahnsinnig über Eure Gedanken und Kommentare zu meinem Blogartikel.

 

Es winkt aus der Ferne von Herzen,

 

Vivian Mary Pudelko

 

Foto: Pixabay