Weihnachten rückt immer näher und wie so oft liegt dabei auch viel Spannung in der Luft. In den Geschäften, in den Straßen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Manchmal ist die Spannung so unerträglich groß, dass es bei mir in der letzten Woche zu kleinen Explosionen in der Öffentlichkeit geführt hat.

Nach einem wilden Wortwechsel in der Straßenbahn mit einer älteren Frau, die sich darüber beschwerte, dass ich zu früh von meinem Platz aufgestanden wäre, um an der nächsten Haltestelle auszusteigen (ich schwöre, es war 30 (!) Sekunden vorher) und sie sich jetzt womöglich ein Bein brechen würde, beim Stehen in der Straßenbahn (kein Scherz!), verabschiedete ich mich draußen laut und deutlich mit: „Gute Besserung“ von ihr. Ich marschierte schnurstracks zur S-Bahn weiter und hörte ihre nun ins Endlose gesteigerte Empörung. Noch in der S-Bahn schlug mein Herz laut und hämmernd.

Wenige Tage später hatte ich zuhause ein krankes Kind liegen und wollte zur Mittagszeit schnell ein paar Dinge einkaufen. Im Supermarkt ging es hektisch zu. Ich wollte gerade zwei Orangensäcke aus einem unteren Supermarktregal ziehen, als der Herr, der sich am oberen Regal bediente, sich mir zuwendete und laut schrie: „Ich bin doch sofort weg hier, warten Sie einfach einen Moment.“ Ich schnappte meine Orangen, näherte mich seinem linken Ohr und sagte langsam und deutlich:“ Jetzt atmen Sie mal GANZ TIEF durch.“ Und dann stürmte ich so schnell ich konnte Richtung Kasse, strich im Geiste alle restlichen Einkaufsartikel von meiner Liste, aus Angst, dass der nun richtig wütend gewordene Herr hinter mir herkäme und mir mit seinem Stock eins über die Rübe ziehen würde. Aufgebracht und belustigt zugleich kam ich zuhause beim Kind wieder an.

Weihnachten rückt immer näher und wie so oft liegt dabei auch viel Spannung in der Luft. In den Geschäften, in den Straßen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

In mir.

 

 

 

Foto: Vivian Mary Pudelko