Als ich diese Woche im Pflegewohnhaus, in der Musiktherapie, gemeinsam mit einer Patientin “ Wenn ich ein Vöglein wär‘ “ gesungen habe, fiel es mir auf:
Diese gefühlte Zärtlichkeit beim Singen, begleitet von meinen, eigenen Gitarrenklängen. Diese Zartheit des Moments. Zwei Menschen, die zusammen singen. An einem Dienstagvormittag.
Die Patientin ist nicht gerne im Pflegewohnhaus. Sie hat viel geschrien die ersten Wochen. Die fortgeschrittene Demenz trug den wesentlichen Teil dazu bei. Die Station war klarerweise überfordert.
Inzwischen geht es ihr besser. Sie hat sich ein kleines Stück arrangiert mit den Gegebenheiten. „Wenn ich ein Vöglein wär‘ “ ist ein zartes Lied, ein tröstendes – eins, das Raum schenkt für die unerfüllte Sehnsucht und damit gleichzeitig etwas Trost.
Was mir in unserem gemeinsamen Vöglein-Moment überraschend auffiel, war die plötzliche Zärtlichkeit ebenso in mir. Das zarte Gefühl, das mich von innen ausfüllte. Ein Zustand, in dem auch meine gegenwärtigen Gefühle, Gedanken und auch mein aktuelles Leben so sein durften, wie sie eben gerade sind.
Es gab keinen Druck, keine fixen Ziele, kein Wollen, keine Spannung, kein Immer-Weiter.
Nein, da war auf einmal nur Zärtlichkeit.
Zärtlichkeit für die Unruhe in mir, für meine Sorgen, für soviel Bemühen.
Zärtlichkeit für mich.
Genau so wie ich bin.
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Liebe Vivian,
es ist so schön wie du das Gefühl der Zärtlichkeit , Zartheit beschreibst. Ich leide unter chronischen Kopfschmerzen und nun habe ich mir beim Lesen deines Textes vorgestellt, ob ich es schaffe meine Schmerzen nicht immer nur als Feind zu sehen, sondern mit Zärtlichen Augen , annehmend, auch wenn ich so sehr auf Heilung hoffe. Vielleicht fällt es mir dann leichter den Schmerz zu ertragen.
Ich möchte dir jedenfalls danken, für den Denkanstoß, den ich durch deinen schönen Text erhalten habe.
Liebe Grüße
Bianca
Liebe Bianca, danke für Deine schönen Worte – und ja, das ist bestimmt nicht leicht. Ich habe allerdings oft die Erfahrung gemacht, dass wenn große Verspannungen da sind, im Rücken oder Nacken, natürlich die Bewegung ein wichtiger Teil ist – doch gerade diese innere Entspannung, das innere Weichwerden löst manchmal viel mehr den Druck und die große Spannung in uns. Alls Liebe für Dich! Vivian
Liebe Vivian!
Danke für deinen so schönen Blog Artikel!
Ich liebe es, wenn du deinen musiktherapeutischen Alltag so kunstvoll zart u reflektiert in deine Artikel hineinwebst! Das berührt mich immer sehr.
Auch ich hatte vor einigen Wochen in meiner musiktherapeutischen Gruppe mit meinen geliebten“Oldies“ intensive Erlebnisse genau mit diesem alten Volkslied „Wenn ich ein Vöglein wär“.
Ich sang es besonders innig, zart (zärtlich?) u gefühlvoll und spürte intensiv den besonderen Moment, der sich verbindend zwischen den 6 älteren Gruppen Mitgliedern u mir entspann.
Ein sympathischer älterer (auch psychotischer u depressiver) Herr kämpfte so sehr mit den Tränen der Berührtheit u Trauer, dass er fluchtartig den Therapieraum verlassen musste. Draussen konnte er ungehindert seinem Tränen fluss Raum geben….
Ohne es allen im Raum zeigen zu müssen.
Was ich nicht wusste in dem Moment: Er hatte seine Ehegattin vor Kurzem verloren. Der Liedtext u die Sehnsucht u Liebe in Text u Melodie (“ wenn ich ein Vöglein wär, u auch 2 Flügel hätt, flög ich zu Dir…weil s aber nicht kann sein… bleibe ich all hier“) brachten ihn zum Weinen. Wohl gepaart mit der Zärtlichkeit dieses Liedes.
Danke Vivian für diesen Artikel!
So schön, liebe Nina, was auch Du beschreibst. Und danke für Deine lieben Worte!